Würdigungspreis für Studienabsolventin der Philosophie

Herzliche Gratulation an Frau Chiara Dankl! Für ihre Masterarbeit erhielt sie einen Staatspreis für die besten Diplom- und Masterabschlüsse.

Mit diesem Staatpreis, der aus Mitteln der Studienförderung finanziert wird und mit 3.000,-- Euro dotiert ist, werden seit 1990 jährlich die 50 besten Diplom- und Masterabschlüsse an allen österreichischen Universitäten und Fachhochschulen (von insgesamt 16.000 Abschlüssen jährlich) ausgezeichnet. Die Vorschläge dafür kommen von den Universitäten und der Fachhochschulkonferenz.


Unter dem Titel "Erschöpftes Begehren. Depression als machtstrukturierte Form moderner Subjektivierung" hat Frau Dankl einen philosophischen Beitrag zur Depression als Sozialpathologie und als moderne Erfahrung verfasst und die der Depression zugrundeliegende, machtstrukturierte Subjektivierungsweise untersucht.


Abstract:

Depression ist gegenwärtig eine der häufigsten psychischen Erkrankungen. Die Masterarbeit ist eine philosophische Analyse der Frage, inwiefern Depression für unsere Gesellschaft spezifisch ist, insbesondere für die ihr zugrundeliegenden Machtstrukturen und Subjektivierungsweisen (d.i. wie Einzelne sich als Individuen konstituieren). Ziel ist eine kritisch-philosophische Bearbeitung der Depression und ein Beitrag zur Frage nach der Form moderner Subjektivität.

Methodisch wurden aus Alain Ehrenbergs Das Erschöpfte Selbst – einem soziologischen Hauptwerk der gegenwärtigen gesellschaftskritischen Debatte – die Thesen zur Geschichte der Depression und ihrem Verhältnis zu veränderten Autoritätstrukturen und Individualitätsnormen des 20. Jahrhunderts abstrahiert und systematisiert. Sie wurden anhand von Michel Foucaults Machttypen und Subjektivierungsweisen kritisch untersucht. Neben diversen diskurs- und machttheoretischen Schriften wurden dazu die drei ersten Bände von Sexualität und Wahrheit sowie der 2018 erstveröffentlichte vierte Band rezipiert.

Einzelne stehen gegenwärtig in einem verdeckten Spannungsfeld zwischen individualisierter Verantwortung und maximaler Lebensentfaltung einerseits und existenziell und sozioökonomisch begrenzten Möglichkeiten andererseits. Verdeckt wird diese Spannung von Normen der Individualität. Die Depression erfüllt dabei gesellschaftlich drei Funktionen: Sie liefert eine Weise, das Scheitern an den Normen der Individualität zu erfahren; sie bietet Techniken der Behandlung, also der Wiederherstellung jener Fähigkeiten, welche für eine positive Selbstkonstituierung zurzeit nötig sind; und sie verschleiert die strukturellen Bedingungen ihrer eigenen Entstehung.

 

Akademischer Lebenslauf: Chiara Dankl, BA MA (geboren am 9. Mai 1994 in Salzburg)

Bachelorstudium in Politikwissenschaft und Philosophie, Studien- und Fakultätsvertretung an der Universität Salzburg, 2012-2014

Bachelorstudium 2014-2017 und Masterstudium 2017-2020 in Philosophie an der Universität Wien

Laufendes Masterstudium der Ethik in Schule und Beruf seit 2020

Psychotherapeutisches Propädeutikum 2018-2020 und laufendes Studium der Psychotherapiewissenschaft seit 2018 an der Sigmund Freud Universität Wien

Porträt Chiara Dankl auf einer Stiege (Copyright: Universität Wien/Joseph Krpelan)