Alfred Schirlbauer ist vor wenigen Tagen im Alter von 74 Jahren gestorben. Wir trauern um einen Kollegen, der vielen wegen seiner besonderen Begabungen in Erinnerung bleiben wird. Er war nicht nur ein scharfer Beobachter bildungspolitischer und disziplinärer Entwicklungen, er hatte auch die Fähigkeit, seine Kritik in Vorträgen und Publikationen sehr pointiert zu formulieren. Damit konnte er nicht nur eine große Zahl von Studierenden begeistern, sondern fand vor allem auch in der Lehrer*innenschaft und bei aufgeschlossenen Lehrerbildner*innen viel Resonanz. Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit beim FH-Studiengang Militärische Führung haben ihn auch viele Offiziere in bester Erinnerung.
Nach langjähriger Unterrichtspraxis an Pflichtschulen promovierte er 1977 am damaligen Institut für Erziehungswissenschaft bei Marian Heitger mit einer Arbeit zu Didaktik und Unterricht (1982). Die Kritik der Didaktik fand ihre Fortsetzung mit Junge Bitternis (1992). Mittlerweile habilitiert und in der Position eines außerordentlichen Professors publizierte er weiter „destruktive Beiträge zu Pädagogik und Bildungspolitik“, z.B. die beiden viel beachteten Bücher Im Schatten des pädagogischen Eros (1996) und Die Moralpredigt (2005). Häufig zitiert wird auch das (mit Agnieszka Dzierzbicka) herausgegebene Pädagogische Glossar der Gegenwart (2006, 2008).
Auch nach seiner Pensionierung konnten wir Kollege Alfred Schirlbauer immer wieder einmal für die Übernahme einer Lehrveranstaltung gewinnen, vor allem aber hat er sich der Vortrags- und Publikationstätigkeit gewidmet. So sind in den letzten Jahren noch ein Ultimatives Wörterbuch der Pädagogik: Diabolische Betrachtungen (2012, 2015) und (gem. mit Heribert Schopf und Gordon Varelija) eine Zeitgemäße Pädagogik. Verlust und Wiedergewinnung der „einheimischen“ Begriffe (2018) erschienen.
Mit Alfred Schirlbauer hat uns ein Kollege verlassen, der sich in seinem wissenschaftlichen Werk in steter Sorge um Didaktik und Pädagogik um rückhaltloses Denken (im Sinne Ballauffs) und um radikale Skepsis (im Sinne von Fischer und Ruhloff) bemüht hat. Wir werden seine scharfsinnigen, teils ironischen, bisweilen auch zynischen, Beiträge vermissen.