Forschungsschwerpunkte
(laut Universität Wien 2028 Entwicklungsplan, S. 119–122)
Philosophische Begründung und Kritik von Normen in Ethik, Religion, Recht und Politik
Die Forschungen in diesem Schwerpunkt konzentrieren sich auf die theoretisch wie gesellschaftlich herausfordernde Aufgabe der Begründung und Kritik moralischer, religiöser, rechtlicher und politischer Normen.
Zentrale Forschungsthemen sind die Begründung von Urteilen über das Gute, das Gerechte und das Richtige sowohl in europäischen als auch in außereuropäischen Philosophiediskursen. Die Theoriebildung knüpft an klassische wie moderne Theorien und deren aktuelle Fortschreibung in der Ethik, der politischen Philosophie, der Religionsphilosophie, der Rechtsphilosophie und der Sozialphilosophie an. Ziele sind eine Weiterentwicklung der theoretischen Grundlagen der Ethik unter besonderer Berücksichtigung der Handlungs- und der Entscheidungstheorie, die Weiterentwicklung der Grundlagenforschung in der Demokratietheorie und Institutionenethik sowie der Forschungen im Bereich Philosophie und Ökonomie. In der Angewandten Ethik liegt der Schwerpunkt auf systematischen Fragestellungen vor allem der Medizinethik, der Ethik des Alterns, der Tierethik und der Ökologischen Ethik sowie ethischer und politischer Fragen der Digitalisierung. Die religionsphilosophische Forschung fokussiert auf das Verhältnis von Religion und Wissenschaft, von Religion und gesellschaftlicher Transformation und von Religion und Gewalt. In diesem Forschungsschwerpunkt sind darüber hinaus jene Forschungen angesiedelt, die sich der Frage nach der Bedeutung von Philosophie und Ethik für politische, kulturelle und gesellschaftliche Diskurse sowie von Formen, Methoden und Inhalten des Philosophie- und Ethikunterrichts an Höheren Schulen widmen.
Theorien des Wissens, der Wissenschaften und des Sozialen
Dieser Forschungsschwerpunkt umfasst in historischer und systematischer Perspektive die Erkenntnistheorie und die Wissenschaftsphilosophie der Natur-, Kultur- und Sozialwissenschaften, die Philosophie der Mathematik, Logik sowie Sozialontologie. Die historische Perspektive reicht von der Philosophie der Antike über Kant und die daran anknüpfende Wirkungsgeschichte bis in das 21. Jahrhundert.
Eine wichtige Tradition der Wissenschaftsphilosophie ist dabei der Wiener Kreis und der Logische Empirismus inklusive seines Umfelds. Eine Reihe von Forschungsvorhaben ist bestrebt, die verschiedenen Formen des Wissens gerade auch hinsichtlich ihres historischen, (inter-)kulturellen, bildungsphilosophischen, sozialen, politischen und technologischen Charakters zu analysieren. Dies geschieht etwa im Sinne der „History and Philosophy of Science“, der „Cognitive Science“, der Philosophie Wittgensteins, der Philosophie der sozialen Robotik (Philosophische Analyse der Interaktion mit und unter Robotern) und der sozialen Erkenntnistheorie. Die Untersuchungen zur Sozialontologie und zur Phänomenologie sozialer Welten widmen sich v. a. der Frage nach der Beschaffenheit, der Konstitution sowie dem Status von Gruppen, Organisationen, sozialen Rollen, Konflikten und Kooperationen.
Geist – Körper – Kunst – Kultur
Dieser Forschungsschwerpunkt trägt der Forschungsvielfalt und -pluralität einerseits und wissenschaftlichen Verzahnungen und produktiven Korrespondenzen andererseits Rechnung. Was aus Gründen klassischer Zuordnungen innerhalb der Philosophie gewöhnlich getrennt verortet wird, wird in neuer Weise verbunden und beforscht. In einem weiten Spektrum, das von der Philosophie des Geistes, der Philosophie der Sprache, der Philosophie der Medien und Technik, bis hin zur Ästhetik und Kulturphilosophie reicht, stehen grundlegende Fragen zur Debatte, die sowohl zeitgenössische als auch historische Perspektiven auf ihre wechselseitige Tragfähigkeit hin untersuchen. Philosophische Forschung sieht sich herausgefordert, zwischen den diversen Bereichen der Philosophie und anderen Disziplinen interdisziplinär Projekte entwickeln zu können, um Themenstellungen und Methoden in neuartiger Weise zu generieren.
Neue Forschungszusammenhänge eröffnen
(1) innovative Untersuchungslinien von Phänomenologie, Psychiatrie, Wissenschaftsphilosophie und interkultureller Philosophie, worin Themen wie Intentionalität, Wahrnehmung, Sinne und Emotionen erforscht werden;
(2) Fragen der Subjektivität, Intersubjektivität und Alterität, die sich widerständiger erweisen als bisher angenommen (z. B. Körper und Sprache, Gewalt, die Beziehungen zwischen Theorien der Differenz und politischer Orientierung);
(3) diesen experimentellen Forschungsbereich anhand des Studiums der Ästhetik, der Phänomenologie der Sinnlichkeit und der Künste.
Philosophische und bildungswissenschaftliche Zugänge zu kultureller Differenz und globaler Entwicklung
Dieser Forschungsschwerpunkt widmet sich den Grundlagendebatten und Entwicklungsperspektiven, die unter den Bedingungen von Globalisierung und gesellschaftlichem wie kulturellem Wandel vor neuen Herausforderungen stehen. In systematischer wie historischer Perspektive geht es dabei um theoretische und empirische Forschungen, die sich in internationalen, inter- und transkulturellen sowie interdisziplinären Netzwerken und Kooperationen mit Universitäten in Europa, Asien, Afrika, Amerika und Australien widerspiegeln. Den Traditionen außereuropäischer Philosophie wird dabei ebenso Aufmerksamkeit geschenkt wie Fragen der bildungswissenschaftlichen Entwicklungsforschung, insbesondere mit Ländern des globalen Südens. Schwerpunktsetzungen bilden Frage- und Problemstellungen der Demokratie, der Öffentlichkeit, der Menschenrechte, der Religionen, der sozialen Vielfalt, der Multikulturalität, der Medien, der Migration und Mobilität sowie der Gerechtigkeit in einem globalen Zusammenhang. Die wechselseitige Verzahnung von Philosophie und Bildungswissenschaft reflektiert hierbei kritisch die gesellschaftlichen Mainstreams, um anhand der konkreten Erforschung inner- und außereuropäischer Denktraditionen die ethischen und humanitären Fragestellungen unter den Bedingungen weltweiter Entwicklungen deutlicher hervortreten zu lassen. Zukunftsorientierte Denkansätze, die Kulturen, Wissenschaften und Lebenswelten miteinander verbinden und darin zugleich zu deren Entfaltung beitragen können, stellen den Rahmen dieses Forschungsschwerpunkts dar.
Bildung in Schule und Gesellschaft
Die in diesem Schwerpunkt stattfindenden Forschungsaktivitäten beziehen sich auf Theorien, Praxis sowie Praktiken des institutionalisierten Lehrens und Lernens, der schulischen Bildung und Sozialisation, der Medienbildung sowie den damit in Verbindung stehenden Fragen der Professions- und Professionalisierungsforschung in Bildungssystemen. Diese reichen wiederum auch in die Felder der sozialen Arbeit, Erwachsenenbildung, Medienpädagogik, Elementarpädagogik, Psychotherapie und Beratung hinein.
Gegenstand dieses Forschungsschwerpunkts sind Grundprobleme der Disziplin, etwa hinsichtlich der Untersuchung der Folgen gesellschaftlicher Transformation für das Selbstverständnis der Bildungswissenschaft, der Thematisierung pädagogischer Fragestellungen und des Verhältnisses von Bildungsforschung und Bildungstheorie. Weiters werden empirische Fragestellungen vor dem Hintergrund eines systematischen Problemhorizonts untersucht. Darüber hinaus wird an einer bildungstheoretisch fundierten, historisch und komparativ informierten Schul- und Bildungsforschung gearbeitet, die sich insbesondere für die Folgen der zugrunde liegenden Transformationen für die Handelnden interessiert. Dies erfordert sowohl Grundlagenforschung (etwa zu den historischen, sozialen und medialen Formen des Wandels) als auch aktuelle empirische Untersuchungen unter Berücksichtigung von globalen, nationalen und subnationalen Prozessen. In diesem Schwerpunkt werden, wie in anderen Schwerpunkten, sehr unterschiedliche Methoden oft zusammen angewendet. Diese Methoden und Methodologien, ihre Weiterentwicklung, Begründung und Verknüpfung ist auch Gegenstand der Forschung. In diesem Schwerpunkt werden, wie in anderen Schwerpunkten, sehr unterschiedliche Methoden oft zusammen angewendet. Diese Methoden und Methodologien, ihre Weiterentwicklung, Begründung und Verknüpfung ist auch Gegenstand der Forschung.
Diversität und Inklusion
Der Forschungsschwerpunkt befasst sich mit Ansätzen zur Bildung, Erziehung und Entwicklung, die ihren Ausgang von den Rechten vulnerabler und marginalisierter, insbesondere behinderter Menschen nehmen, für deren Partizipation in allen Lebensbereichen plädieren und auf eine strukturelle Veränderung auch von Institutionen zielen, um der Verschiedenheit der Voraussetzungen und Bedürfnisse aller Menschen gerecht zu werden. Dies erfolgt unter Bezugnahme auf unterschiedliche Theorietraditionen, zu denen etwa jene der Disability Studies oder der Psychoanalyse zählen.
Forschungen thematisieren Diversität in Bildungsprozessen etwa aufgrund von Behinderung, Herkunftsmilieus, sozialer Ungleichheit, Gender und Migrationshintergrund einschließlich Fluchterfahrungen („forced migration“). Im Besonderen initiiert die Fakultät wissenschaftliche Aktivitäten und fördert strukturelle Entwicklungen, die darauf zielen, die Normen der UN-Behindertenrechtskonvention im Bildungsbereich umzusetzen. Zugleich leistet die Bildungswissenschaft damit einen Beitrag zur Lehre in den Allgemeinen Bildungswissenschaftlichen Grundlagen.
Bildungsprozesse in biographischer und historischer Perspektive
Der Forschungsschwerpunkt stellt den Verlaufscharakter von Bildung in den Mittelpunkt und fragt danach, wie Bildungs-, Sozialisations- und Lernprozesse in ihrer sozialen Strukturierung, kulturell-medialen Konstruiertheit und ihrer subjektiven Sinndimension über die Zeitspanne des Lebenslaufs hinweg strukturiert sind und pädagogisch begleitet werden. Dabei werden insbesondere die Übergänge zwischen Lebensphasen fokussiert und auf unterschiedlichen Ebenen untersucht: im Hinblick auf Übergänge zwischen Bildungsinstitutionen – von der Elementarpädagogik über Schule und Hochschule bis zu Beruf und Familie, Weiterbildung und Bildung im Alter; mit Blick auf die individuell-biographischen Prozesse der Bewältigung von Übergängen und schließlich auf die Herausforderungen für pädagogisches Handeln.
Im Anschluss an internationale Diskurse der Übergangsforschung werden theoretische Ansätze der Bildungswissenschaft (Biographieforschung, Bildungstheorien, psychoanalytische Pädagogik, Institutionenanalyse u. a.) mit empirischen Studien verknüpft. Der Schwerpunkt liefert nicht nur Beiträge zum aktuellen wissenschaftlichen Diskurs um Bildung und Übergänge, sondern auch für neue Ansätze in der Professionalisierung pädagogischer Praxis (Übergangsbegleitung und -beratung, Angebote für besondere Problemlagen und -gruppen, Übergangsmanagement von Institutionen u. a.). Seine Aktualität gewinnt er nicht zuletzt im Kontext neuer bildungspolitischer Konzepte (z. B. Lifelong Learning, Durchlässigkeit von Bildungsinstitutionen).