Professurenporträt: Barbara Schulte (Bildungswissenschaft)

Die Professorin für Schul- und Bildungsforschung mit besonderer Berücksichtigung des internationalen Vergleichs beschreibt ihre Aufgaben und Zielvorstellung.

Frau Professor Schulte ist seit September 2020 Professorin an der Bildungswissenschaft und aktuelll auch Vizestudienprogrammleiterin Doktoratsstudium. Ihre Professur ist stark auf Internationalität ausgerichtet. Im Folgenden gibt sie einen kurzen Einblick über die Schwerpunkte ihrer Arbeit.

Was sind die Ziele und Schwerpunkte Ihrer Professurenstelle?

Unser Arbeitsbereich beschäftigt sich mit Schul- und Bildungsforschung im internationalen Vergleich. Wir wollen verstehen, wie unterschiedliche Bildungssysteme und -kulturen und die in ihnen agierenden Akteur*innen – z. B. in Politik, Verwaltung, Schulen, Familien – mit teilweise ähnlichen, teilweise aber auch sehr verschiedenen Herausforderungen umgehen. Von außen reduziert man die vergleichende Bildungsforschung gern auf die Frage: Was kann Land A von Land B lernen? Uns ist es jedoch ebenso wichtig, dass wir immer auch die sozialen, politischen und ökonomischen Kontexte im Blick behalten, an die sich Schule und Bildung jeweils anpassen müssen. Geographisch forschen wir derzeit zu Nord-, Süd- und Westeuropa, dem Nahen Osten, Ost- und Südasien sowie Nord- und Lateinamerika.

Was sind konkrete Projekte, und wer arbeitet da mit?

Seit einigen Jahren schon forsche ich zu dem Zusammenhang zwischen Bildung, (internationaler) Entwicklungshilfe und neuen Technologien (vor allem Informations- und Kommunikationstechnologien in der Bildung), und führe dazu seit 2017 gemeinsam mit Forscher*innen der Southwest University in Chongqing Feldforschung zur Situation ethnischer Minderheiten in Südwestchina durch. Sehr bald wird auch ein*e neue*r Praedoc-Mitarbeiter*in hinzustoßen. In der Planungsphase ist derzeit ein Projekt zu Chinas Entwicklungshilfe in der Bildung auf dem afrikanischen Kontinent – ein bisher wenig erforschtes Thema von zunehmend globaler Bedeutung. Meine Postdoc-Mitarbeiterin Cristina Alarcón López befasst sich mit der globalen Verbreitung des Scholastic Aptitude Test, der die Studierfähigkeit von Studienbewerber*innen messen soll; mit meiner anderen Postdoc-Mitarbeiterin Ece Cihan Ertem arbeiten wir zu Fragen von Bildung und Wissenschaft in (halb-)autoritären Systemen.

Wie sehen Ihre Pläne für 2022 aus?

Wir haben verschiedene Netzwerke mitinitiiert und hoffen – wenn es denn die Pandemie erlaubt – auch über die „Schreibtisch“-Forschung hinaus wieder ins Feld gehen zu können. Beispielsweise planen wir ein Erasmus-Projekt, das sich sehr schüler*innenzentriert mit Themen wie Nachhaltigkeit, Gewalt gegen Minderheiten, Flucht und Migration etc. in vier verschiedenen Ländern (Chile, Norwegen, Österreich, Spanien) auseinandersetzen will, hoffentlich auch mit Unterstützung unserer Studierenden. Mit der Uppsala-Universität planen wir eine Konferenz zu Differenzierung im Bildungsbereich, und kürzlich haben wir unser Forschungsnetzwerk zu akademischer Freiheit im Rahmen eines EU-Antrags ausgebaut – gerade letzteres Thema liegt mir angesichts teilweise erschreckend paralleler Entwicklungen z. B. in China, Ungarn, Brasilien, Russland und in der Türkei sehr am Herzen.

Wieso haben Sie sich gerade für dieses Feld entschieden?


Unser Feld ist von einer faszinierenden Vielfalt geprägt, sowohl was die geographische Ausrichtung angeht, als auch mit Blick auf die Vielzahl an Theorie- und Methodenzugängen. Zudem wohnt dem Feld eine gewisse Hoffnung inne, dass durch das gemeinsame, globale Angehen von Problemen die Welt auch tatsächlich eine bessere werden kann. Comparative & International Education, wie es im Englischen heißt, ist ein sehr weites Feld, in dem man – bildlich gesprochen – schon sehr weit laufen muss, um an seine Grenzen zu stoßen. Ich hatte mich 1997 das erste Mal näher mit dem Feld beschäftigt, damals noch als Studienassistenz, habe seitdem in China, Dänemark, Deutschland und Schweden mit Kolleg*innen aus aller Welt geforscht und gelehrt, und ich muss sagen: Mir ist nie langweilig geworden!