Professurenporträt: Benjamin Schnieder (Philosophie)

Der Professor für Theoretische Philosophie beschreibt seine Aufgaben.

Was sind die Ziele und Schwerpunkte Ihrer Professurenstelle?

Es ist leider nicht immer einfach zu erklären, was Philosoph*innen eigentlich so treiben. Was mich anbelangt, beschäftige ich mich vor allem mit

  • der Metaphysik – grob gesprochen damit, was die Welt im Innersten zusammenhält;

  • der Logik – grob gesprochen damit, was man woraus so alles folgern darf;

  • und schließlich der Sprachphilosophie – damit, was die Bedeutung eines Worts ausmacht, und ähnlichen Fragen.

Auszuführen, was sich dahinter genauer verbirgt, würde mehr Platz benötigen, als hier zur Verfügung steht – und wahrscheinlich auch mehr Geduld, als die Leser*innen dieser Zeilen gerade aufbringen mögen. (Wofür ich natürlich vollstes Verständnis habe.)


Was sind konkrete Projekte, und wer arbeitet da mit?

Zurzeit leite ich zwei Forschungsprojekte: The Structure of Fundamentality, finanziert von der DFG, dreht sich um Fundamentalität – nicht verstanden als politischen Begriff wohlbemerkt. Vielmehr geht es darum, dass man oft bestimmte Sachverhalte für grundlegender hält als andere. Dann aber stellt sich die Frage, ob es auch absolut grundlegende Sachverhalte gibt, die auf nichts anderem mehr aufbauen. Diese würden Philosoph*innen dann als fundamental bezeichnen. Zusammen mit dem Postdoktoranden Yannic Kappes beleuchte ich diese Idee der Fundamentalität aus verschiedenen Blickwinkeln.

Der Leibniz Böhmens ist ein philosophiehistorisches Projekt, finanziert von der Thyssen-Stiftung. Darin spüre ich den philosophischen Gedanken Bernard Bolzanos (*1781; †1848) nach. Obgleich Bolzano in der Philosophie weitgehend unbekannt ist, hat er ein äußerst imposantes Werk hinterlassen, in dem sich einige durchaus bahnbrechende und erstaunlich zeitgemäße Ideen finden. Ich untersuche diese gemeinsam mit dem Postdoktoranden Jan Claas, insbesondere mit Blick darauf, wie sich in ihnen der Einfluss der Philosophie von G. W. Leibniz bemerkbar macht.


Wie sehen Ihre Pläne für 2022 aus?

Akademisch? Ich verbringe gerade viel Zeit damit, digitale Lehrkonzepte zu entwickeln und kreative, unterhaltsame Lehrvideos zu erstellen. So versuche ich, aus der Covid-geborenen Not eine Tugend zu machen. Das möchte ich dieses Jahr in jedem Fall intensiv weiterverfolgen. Was meine Forschung anbelangt: siehe oben.

Und nicht-akademisch? Nun, da ich während der Pandemie hier in Wien eingetroffen bin – und weil es an der Uni ja immer viel zu tun gibt – habe ich diese bezaubernde Stadt bislang kaum kennengelernt. Ein Versäumnis, das dringend behoben werden muss …


Wieso haben Sie sich gerade für dieses Feld entschieden?

Ich bin da ganz meinem Herzen gefolgt: Die Philosophie war schon in der Schule das Fach, das mich einfach am meisten fasziniert hat. Zwar hatte ich zu Beginn meines Studiums noch die Mathematik als weiteres Hauptfach; aber es waren die philosophischen Fragen, die mich einfach nicht losließen. Daher habe ich dann recht bald den Entschluss gefasst, die Philosophie für mich wirklich in den Mittelpunkt zu stellen und eine Universitätskarriere anzustreben. Erstaunlicherweise mit Erfolg …





Professor Benjamin Schnieder (Copyright: Universität Wien/Joseph Krpelan)