Unsere Forschung: Entangled Publications

Cornelia Schadler und ihr Team forschen in ihrem FWF-geförderten Projekt zur Frage, wie Publikationsprozesse die Forschungsergebnisse beeinflussen.

Im Folgenden stellen Sie das Projekt vor:

Unser Forschungsteam besteht aus Cornelia Schadler (Principle Investigator), Teresa Kucera, Nathalie Köbli und Mira Achter.


Worum geht es bei Ihrer Forschung?

In unserem Forschungsprojekt zu Publikationsprozessen in den Sozialwissenschaften (FWF-Einzelprojekt, P 35575) untersuchen wir empirisch, wie Publikationsprozesse verlaufen, und in welchen Stadien eines Forschungsprojekts diese relevant sind. Wissenschaftstheoretisch möchten wir auch Modelle von Wissenschaftsprozessen entwickeln.

Glauben wir Standardwerken zu Methoden und Forschungsdesigns, dann steht die Publikation der Ergebnisse ganz am Ende des sozialwissenschaftlichen Forschungsprozesses. Zuerst werden Daten erhoben, dann analysiert und dann erst die Ergebnisse publiziert. Wir vermuten, dass es manchmal auch andersherum läuft: Forscher*innen denken bereits über Publikationswege nach, wenn sie ihre Forschungen entwickeln, und das verändert auch das Forschungsdesign oder die Analyse von Daten. Ob, wann oder wie genau Forscher*innen das machen, möchten wir in diesem Projekt genauer untersuchen.  

Was wir schon wissen ist, dass Sozialwissenschaftler*innen dazu angehalten sind, ein diverses Publikationsportfolio aufzubauen, das etwa Publikationen in englischsprachigen Zeitschriften, Monographien, Sammelbandbeiträge in einer nicht-englischen Sprache oder visuelle Präsentationen beinhalten kann. Diese Anforderung könnte auch dazu beitragen, dass Projekte um diese Publikationsformen herum geplant werden, oder dass Forschungsdaten mehrmals in unterschiedliche Richtungen analysiert werden.

Was sind die wichtigsten Fragestellungen?

Wir fragen uns auch, ob über unterschiedliche Publikationswege unterschiedliche Formen von Wissen entstehen. Theoretisch beantworten wir diese Frage mit Ja. Empirisch ist die Frage, wie diese Unterschiede produziert werden, und ob diese empirisch wahrnehmbar sind.

Was ist das Ziel?

Um unsere Frage nach den Publikationsalltagen zu beantworten, interviewen wir Autor*innen zu ihren Forschungsprojekten und vergleichen Publikationen. Wir vermuten, dass in unterschiedlichen Textformen unterschiedliches Wissen transportiert wird. Außerdem befragen wir Editor*innen und Reviewer*innen von wissenschaftlichen Fachzeitschriften, um auch deren Einfluss und Perspektive auf den Publikationsprozess einzufangen. Wenn unsere Vermutung zutrifft, dann wäre eine diverse Publikationsstrategie wichtig für die Sozialwissenschaft, weil die Menge an wissenschaftlichem Wissen dadurch vergrößert wird.

Bei der Klärung dieser Fragen hilft uns auch eine Theorie, die davon ausgeht, dass einzelne Teile des Forschungsprozesses theoretisch nicht getrennt voneinander bestehen und dass Forschungsprozesse nicht linear (von A-Datenerhebung zu B-Analyse zu C-Publikation) verlaufen, sondern, dass, theoretisch, all diese Prozesse gleichzeitig verlaufen und im Nachhinein in aufeinander aufbauende Schritte zerteilt und rationalisiert werden. Folgen wir dieser Theorie, dann wäre Schritt C-Publizieren nicht mehr bloß letzte Konsequenz oder Anhängsel der Forschung, sondern Teil des Forschungsprozesses, der auch A und B verändern kann.

Wir gehen davon aus, dass Theorie und Empirie sich zu einem neuen Modell von wissenschaftlichen Abläufen vereinen lassen, welches die Publikation der Ergebnisse zu einem einflussreichen Faktor des Forschungsdesigns machen.

Wo kann man mehr darüber lesen?

Das Projekt steht erst am Beginn. Auf der Homepage des Projekts kann sich eins regelmäßig über den Fortschritt des Projekts informieren: https://entangledpublications.univie.ac.at/